Provence

Provence 

La Cansound Dou  de  Frédéric Mistral

Lou païsan, ounte que siegue,

Es lou cepoun de la nacioun;

Auran beu faire d'envencoun,

Fau que la terro se boulegue;

Tant que i'ague de pan e de vin.


Le paysan, dans n'importe quel pays, 

est l'épine dorsale de la nation.

Nous cherchons en vain ; nous inventons en vain,

La terre doit être labourée ;

Et tant que le monde n'est pas fini.

Il doit y avoir du pain et du vin.


Der Bauer, in jedem Land, ist das Rückgrat der Nation

Wir forschen vergebens; wir erfinden vergebens,

Die Erde muss gepflügt werden;

Und solange die Welt noch nicht untergegangen ist

muss es Brot und Wein geben.


The peasant, in any land, is the backbone of the nation

We research in vain; we invent in vain,

The earth must be plowed;

And for as long as the world has not ended

There has to be bread and wine.

„Wie ein zerfliessender Ölfleck … „ von Jean Giono



Wie ein zerfliessender Ölfleck, so läuft die Provence über ihre historischen Grenzen. Im Westen wird sie fest zusammengehalten. Von der Rhône und im Süden eindeutig begrenzt vom Meer, den Norden aber kennzeichnen diese Bergthymian-Büschel, die über die Berggipfel des Lus-la-Croix-Haute ihren Duft verströmen, und der Osten hat diesen klaren Himmel, der sich über dem Briançonnais öffnet. Die Bresche, die die Durance bei Sisteron in die Voralpen reisst, gleicht einer Pforte an der Chinesischen Mauer. Man stellt sich vor, dass da drüben die Ländereien ganz anders sind. Sie sind in der Tat ganz anders durch ihre hohe Vegetation. Die Ritterschar der Bäume führt bebänderte Lanzen von Eschen und Linden mit sich, statt Rundschild und Federbusch von Olivenbäumen und Platane; doch das Fussvolk dieser Sonnen-Armee besetzt das ganze Land. Pfefferkraut überklettert die Böschungen, Lavendel verströmt sich im Heidegestrüpp, spanischer Flieder lugt über all die Felsen und Ruinen. Das Dachgestühl ist winklig zugespitzt, die Häusser buckeln den Rücken, hier und da schaut ein Stoppelfeld hervor. Man trifft seine Vorbereitungen gegen Schnee und eiskalte Winterstürme, doch der Mauerputz ist wie wie in Arles aus dem gleichen Kalk, und die Mischung von Sonne und Putz ergibt die gleichen Farben. Jenseits von Sisteron, auf die Alpen zu, jenseits des Lure-Gebirges in Richtung des Vercors, da schweift dieser Geruch, der gleiche, den man in der Hügellandschaft des Var, auf den Anhöhen der Rhône, in der Wildnis der Crau-Ebene und im Tal der Durance einatmen kann. ...


Man kann ihre Herkunft nur bestimmen, wenn eine langjährige Kenntnis der Gegend einem erlaubt, die Feinheiten zu riechen, die lokale Delikatesse aus dem Atem eines Tannenwaldes, das Quartier riesiger Herden, die Trockenheit eines Teiches, die brütende Hitze auf einer weiten Ebene voller Geröll, das Meer, den Gletscher, oder wie beispielsweise nach Saint-Julien-le-Montagnier hin das verworrene Dickicht der Steineichen voller Wildschweinsuhlen.




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